Arbeitserfolg Bewertung (Zeugnis)
25. Februar 2021Scarf-Modell
26. Februar 2021Scrum Master
Scrum Master ist eine von drei Rollen im Scrum-Framework. Das Hauptziel eines Scrum Masters kann man sehr kurz zusammenfassen: Es besteht darin seine Organisation und insbesondere sein Team zu Spitzenleistungen zu führen.
Scrum Master vs. Manager
Die Tätigkeit eines Scrum Masters lässt sich leichter verstehen als Gegensatz zur Tätigkeit eines Managers. Vom Letzteren könnte man auch behaupten, dass es seine Aufgabe ist, die Organisation zu Spitzenleistungen zu führen. Hier sind einige wesentliche Gegensätze:
- Die Rolle Scrum Master hat keine Weisungsbefugnisse
- Die Rolle Scrum Master hat keine Entscheidungsgewalt für andere in der Organisation
- Ein Scrum Master hat also keine formale Macht. Dadurch werden für ihn/sie aber erst Türen offen, die sich bei Machtunterschied schließen.
- Wer schon einmal versucht hat, als Vorgesetzte/r Ziele vorzugeben, die Leistung zu beurteilen, und gleichzeitig als Coach die MitarbeiterInnen zu unterstützen, wird verstehen, wo sich das beißt.
Warum braucht es einen Scrum Master?
Die Rolle des Scrum Masters ist so ausgelegt, dass er auf Dinge achtet, die in der Regel zu wenig oder keine Beachtung finden. Und das worauf man achtet, hat eine sehr große Bedeutung.
Die Frage nach dem Sinn eines SMs wird auch häufig vor dem Kontext gestellt, dass wenn alles „gut“ läuft, der Scrum Master kaum etwas zu tun hat. Wir sind regelmäßig in unterschiedlichen Organisationen unterwegs, um zu beobachten und unser Feedback zu geben. In Organisationen in denen die Rolle des Scrum Masters nicht dauerhaft besetzt ist, werden die Produktivitätsgewinne von Scrum nicht gehoben. Die Scrum Events finden nur auf dem Papier statt. Persönliche Konflikte schwellen vor sich hin, die Kommunikation ist voller Missverständnisse,. Der Business Case für einen Scrum Master ist klar. Wenn sie eine Person mit dieser Rolle als Scrum Master je ca. 15-20 Mitarbeiter einstellen, gehen sie davon aus, dass sie innerhalb der nächsten 3-6 Monate einen Produktivitätsgewinn von 20-30% haben.
Eigenschaften
Ein Scrum Master braucht für die Ausübung seiner Rolle keine Autorität. Falls er sie dennoch hat, kann sie ihn unter Umständen in seiner Arbeit sogar behindern.
Frustrationstoleranz und Ausdauer, denn Veränderungen in Menschen und Organisationen braucht Zeit und viel Wiederholung. Er verkörpert die Scrum Werte und ist dadurch ein Vorbild für andere:
- Offenheit – Er spricht schwierige Dinge offen an und geht mit Problemen transparent um. Probleme transparent zu machen, ist eins der am häufigsten eingesetzten Mittel.
- Respekt – Er respektiert die Verschiedenartigkeit aller Menschen und ist in der Lage Zusammenhänge aus verschiedensten Kontexten und Perspektiven zu sehen. Das ermöglicht es ihm mit anderen empathisch zu kommunizieren.
- Mut – Ein Scrum Master braucht Mut, um Schwierigkeiten die sich andere nicht trauen anzusprechen ans Tageslicht zu bringen. Häufig wird durch seine Unterstützung ein mutigeres Auftreten seiner Teammitglieder möglich.
- Selbstverpflichtung – Er fühlt sich seiner Organisation und seinem Team gegenüber verpflichtet sein Bestes zu geben. Für die anderen ist es spürbar, dass er sich wirklich um sie sorgt. Das hilft ihnen ihm mehr zu vertrauen.
- Fokus – Von vielen möglichen Herausforderungen fokussiert er sich auf wenige, die es im Moment am meisten Wert sind, angegangen zu werden. Seinen Einsatz führt er ausdauernd zu einer fühlbaren Verbesserung oder einem für ihn sinnvollen Ende. Erst danach widmet er sich neuen Herausforderungen zu. Ein Scrum Master hilft auch häufig in Meetings, in dem er darauf achtet, dass die Gruppe auf ihre gemeinsame Aufgabe fokussiert bleibt.
Grundlegende Fähigkeiten
- Beobachten und Zuhören – Eine der aller wichtigsten Fähigkeiten eines Scrum Master ist es Dinge geschehen zu lassen, beobachten zu können und die Dinge zu bemerken, die einerseits signifikant sind aber der Aufmerksamkeit der anderen eher entgehen. Dazu muss der Scrum Master dort sein, wo die Arbeit passiert und wissen worauf es ankommt.
- Kommunizieren – Die zweite grundlegende Fähigkeit eines Scrum Master ist es klar und empathisch zu kommunizieren. Er spricht im Alltag mit Menschen mit sehr unterschiedlichen Perspektiven. Und er spricht häufig über Herausforderungen, die systematisch und oft auftreten. Die Fähigkeit schwierige Gespräche zu führen gehört deshalb in seinen täglichen Werkzeugkasten. Hier ist essentiell das Problem auf den Punkt bringen zu können und dem anderen ggf. zu vermitteln, dass man seine Position und Bedürfnisse anerkennt und Mitgefühl mit seiner Position hat. Wenn man mit Menschen in verschiedenen Kontexten kommuniziert, hilft es sehr auf Dinge aufzubauen, die unstrittig sind. Dafür ist es wichtig, Beobachtungen von der eigenen Interpretation unterscheiden zu können. Beobachtungen sind Dinge, die man unmittelbar wahrnimmt, d.h. sieht, hört, riecht, etc. Darüber sollte es grundsätzlich Einvernehmen geben können. In einer Interpretation fügt man der Beobachtung bereits eigene Glaubenssätze, Erfahrungen und Einschätzungen hinzu. Es ist für das Gegenüber in der Regel sehr viel schwerer eine Interpretation anzunehmen als eine Beobachtung.
Sechs Tätigkeiten eines Scrum Masters
Wir unterscheiden 6 verschiedene Tätigkeiten eines Scrums Masters. Es gibt zwischen diesen Mischformen und fließende Übergänge, es ist aber für das Verständnis hilfreich sie einzeln anzuschauen.
- Lehren – Insbesondere wenn die Organisation bei der Einführung von Scrum noch am Anfang steht, braucht es häufig einige Trainingselemente, die der Scrum Master für das Entwicklungsteam oder das Management einer Organisation durchführt. Das Ziel dabei ist es ein gemeinsames Grundverständnis von Scrum aufzubauen. Aber auch später in der weiteren Tätigkeit gibt es immer wieder Momente, in denen Menschen auf den Scrum Master zugehen und bestimmte Aspekte und Zusammenhänge besser verstehen wollen. In diesen Situationen tritt er als Lehrender auf.
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Mentoring – Ein Scrum Master tritt dann als Mentor auf, wenn er seine Fähigkeiten an eine andere Person weitergibt. Anders als bei Trainings passiert dies i.d.R. eins zu eins und zwar direkt bei der Arbeit. Dazu ist es natürlich notwendig, dass der SM in dem, was er vermittelt, selbst auch kompetent ist. Viele Scrum Master haben einen Hintergrund als Entwickler und können ihre Teammitglieder darin unterstützen zu lernen, wie man sauberen Code schreibt. Andere haben einen Hintergrund als Produktmanager und können ihren Product Owner unterstützen. Mentoring bedeutet nicht, die Arbeit für jemanden zu machen, sondern dem anderen direkte fachliche Anleitung und Feedback zu geben. Man wird als Mentor besonders wirksam, wenn man mit der Haltung eines Coaches vorgeht. Das bedeutet zum Beispiel, dass man einem Mentee dabei hilft sein Problem selbst zu lösen, statt eine fertige Lösung anzubieten.
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Coaching – Im Coaching bietet der Scrum Master keinen eigene fachlichen Input und gibt auch keine Rat-„schläge“. Stattdessen bietet er dem Coachee seine Aufmerksamkeit an, während dieser an seiner Herausforderung arbeitet. Die Aufmerksamkeit ist dabei nur sekundär auf die Herausforderung des Coachees gerichtet- primär richtet sie sich auf den Coachee selbst. Durch aktives Zuhören und weitere Coachingkompetenzen wird der Coachee darin unterstützt sein eigenes Denken und Fühlen zu reflektieren. Dadurch erleben Coachees Aha-Momente, die ihr persönliches Wachstum unterstützen, so dass Ihnen immer mehr Möglichkeiten zur Verfügung stehen, um wirksam mit Ihren Herausforderungen umzugehen.
Der Scrum Master ist auch Coach für das Entwicklungsteam als Ganzes. Es gibt insbesondere bei neuen Teams häufig eine bestimmte Herausforderung auf die wir hier einzeln eingehen wollen, weil sie so bedeutend ist: Sicherstellen, dass die einzelnen Teammitglieder ihre gemeinschaftliche Verantwortung wahrnehmen:
In Scrum tragen die Mitglieder des Entwicklungsteams gemeinschaftlich die Verantwortung für das Ergebnis und die Qualität ihrer Arbeit. Für die meisten Menschen ist das ungewohnt. In vielen Unternehmen hat jeder einen Vorgesetzten und dieser gibt einem persönliche Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Die Umstellung auf gemeinschaftliche Verantwortung ist der Kern von Scrum. Damit dies gelingt, braucht es häufig einerseits Änderungen in der formalen Organisationsstruktur und andererseits auch Änderungen in der persönlichen Haltung der Mitarbeiter. Bei der zweiten Veränderung spielt der Scrum Master als Coach eine sehr wichtige Rolle.
- Konfliktmanagement – Gewaltfreie Kommunikation – Typischerweise durchläuft eine Gruppe von Menschen die 4-Phasen von Bruce Tuckman, bevor es zu einem wirklich gut funktionierenden Team wird.
- Forming: Am Anfang lernen sich alle Mitglieder erst kennen, man findet sich als Gruppe. Die Notwendigkeit als Gruppe etwas zu liefern ist noch nicht sehr präsent. Deshalb braucht niemand auf möglicherweise auftretende persönliche Differenzen einzugehen.
- Storming: Wenn die Gruppe anfängt an ihren Zielen gemeinsam zu arbeiten, kommen automatisch Differenzen zu Tage. Führungsanspruch in verschiedensten Fachbereichen, Status in der Gruppe, verschiedene persönliche Ziele, konkrete Art und Weise miteinander zu arbeiten, das alles steht in Frage. In einigen Bereichen haben Gruppenmitglieder ähnliche Erwartungen und die Zusammenarbeit klappt auf Anhieb gut. In anderen Bereichen entstehen aber offene oder verdeckte Konflikte.
- Norming: In dieser Phase findet die Gruppe gemeinsame Normen und Regeln, wie sie mit den entstandenen Konflikten umgehen wollen. Viele dieser Übereinkünfte sind unausgesprochen und implizit, während andere explizite Gespräche und gemeinsam aufgeschriebener Regeln bedürfen.
- Performing: In dieser Phase haben wir es mit einem gut funktionierenden Team-Organismus zu tun. Das Team verfolgt ein gemeinsames Ziel, Mitglieder unterstützen und wertschätzen sich gegenseitig. Abweichende Meinungen in der Sache werden ausgesprochen, akzeptiert und fördern die Kreativität des Teams.
- Die Arbeit des Scrum Masters besteht darin, diesen Team-Entwicklungsprozess zu fördern. Das heißt häufig vor allem zwei Dinge:
- Sicherstellen, dass die sich in Konflikt befindenden Ansichten in Gesprächen miteinander geteilt werden. Dass der Konflikt also tatsächlich ausgetragen wird. Wenn Teammitglieder es nicht schaffen konstruktiv über ihre Differenzen zu sprechen kann das Team beliebig lang im Storming Zustand bleiben.
- Einige Normen und Regeln, die sich das Team gibt, sind sehr wichtig. Ein SM erkennt diese und macht sie besonders transparent. Beispiel: Ein Team hat sich als Regel gegeben, bei jeder Diskussion 1 Minute Denkzeit in Ruhe zu geben, bevor sie angefangen zu sprechen. So haben alle, auch die introvertierten Teammitglieder, die Möglichkeit am Gespräch teilzuhaben.
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Facilitation und Moderation – Facilitation bedeutet auf Englisch: Etwas fördern, erleichtern oder ermöglichen. Viele der anderen hier aufgeführten Tätigkeiten fallen auch darunter. Deshalb wird im deutschsprachigen Bereich Facilitation häufig vor allem als Moderation einer Gruppe verstanden. Ein Moderator hilft der sich treffenden Gruppe dabei, ihre Ziele fokussiert zu erreichen. Dazu kennt ein Scrum Master viele verschiedene Formate für produktive Gruppenarbeit und kann diese teilweise auch spontan in einer Situation anwenden.
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Beratung für Organisationsdesign – Die Einführung von echtem Scrum bringt für fast alle Organisationen eine Veränderung ihrer Struktur mit sich. Das ist umso wichtiger, je größer die Organisation wird. In kleinen Organisationen von z.B. 10 Menschen ist die formale Organisationsstruktur nur bedingt wichtig. Vieles wird in persönlichen Gesprächen geklärt und von persönlichen Beziehungen festgehalten. Die Umstellung auf Scrum hat in der Regel Auswirkungen auf: Hierarchien, Rollen- und Team-definitionen und die damit zusammenhängenden Verantwortungsstrukturen, Gehaltsstrukturen und Anreizsysteme, Budgetplanungsprozesse, etc. Ein guter Scrum-Master hilft den Verantwortlichen in der Organisation diese Auswirkungen zu verstehen und mit diesen bewusst umzugehen.